UNODC-Issue Paper: Organized Fraud (2024)

Organisierter Betrug als globale Bedrohung für Kreditinstitute und Finanzdienstleister

Die Privatwirtschaft als Zielscheibe krimineller Netzwerke

Kreditinstitute, Banken und Finanzdienstleister sind Hauptangriffsziele für organisierte Betrugsgruppen. Typische Methoden sind etwa:

  • CEO Fraud und Business Email Compromise (BEC)
  • Kreditbetrug über Identitätsdiebstahl
  • Phishing- und Spoofing-Angriffe auf Onlinebanking
  • Missbrauch von Bankkonten für Geldwäsche durch „Money Mules“
  • Anlagebetrug oder Romance Scams mit Zahlungsaufforderung

Das UNODC dokumentiert: „A significant portion of fraud targets businesses, many of which choose not to report these crimes to avoid damaging their reputation“. Dadurch bleibt ein Großteil organisierter Betrugsdelikte im Dunkelfeld.


Unternehmen als Täter: Betrug von innen

Ein weiteres Bedrohungsszenario ist White-Collar- oder Corporate Fraud. Die Täter agieren aus scheinbar legalen Unternehmensstrukturen heraus. Das Paper führt aus:

“Organized criminal groups engaged in white-collar or corporate fraud […] may emerge from within legitimate business organizations”.

Beispielhaft genannt werden Insiderhandel, Bilanzmanipulation oder konzertierte Täuschung ganzer Unternehmensbereiche.


Finanzdienstleister als Schlüsselakteure bei der Bekämpfung

Die UNODC-Strategie fordert die aktive Rolle der Privatwirtschaft ein – etwa in der Säule „Promote Partnerships and Cooperation“:

“Measures to drive strategic engagement with business and industry bodies […] to identify systemic weaknesses and coordinate effective responses”.

Kreditinstitute können und sollen konkret beitragen durch:

  • KYC- und KYT-Verfahren
  • Transaktionsmonitoring mit KI
  • Meldesysteme (z. B. SARs, Whistleblower-Kanäle)
  • Zusammenarbeit mit Behörden und Plattformen

Was Kreditinstitute jetzt tun sollten

Auf Basis des Issue Papers ergibt sich ein klarer Aktionsrahmen:

HandlungsfeldEmpfohlene Maßnahmen
PräventionSchulungen, Produkt-Risikoanalysen, Zugangskontrollen
DetektionEchtzeit-Transaktionsüberwachung, Red-Flag-Systeme, Fraud Analytics
ReaktionMeldepflichten einhalten, Freezing-Protokolle, Zusammenarbeit mit FIU
KooperationTeilnahme an ISACs, PPP-Initiativen, Frühwarnsysteme

Das Paper betont, dass viele Betrugsgruppen technologisch anonym, arbeitsteilig und transnational agieren – dadurch wird traditionelle Strafverfolgung erschwert. Kreditinstitute können durch ihre Systeme für Kundenidentifikation und Zahlungsüberwachung jedoch ein wichtiges Frühwarnsystem darstellen.


Fazit

Das UNODC-Issue Paper „Organized Fraud“ (2024) ist ein Weckruf für die Finanzwirtschaft. Organisierter Betrug ist professionell, adaptiv und global vernetzt. Die Privatwirtschaft – insbesondere Banken und Finanzdienstleister – steht im Zentrum der Angriffe, aber auch der Lösung.

“Fraud is primarily concerned with monetary theft […] facilitated by technology that enables anonymous communication and the transfer of stolen funds across borders”.

Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für gezielte Schutzmaßnahmen, interne Resilienzstrategien und sektorübergreifende Kooperationen.

Quelle: https://www.unodc.org/unodc/es/organized-crime/intro/implementing-untoc/organized-fraud.html

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