Contents
- Krisenmanagement bei strafbaren Handlungen: Notfallpläne, Sofortmaßnahmen und Prävention
- Warum Krisenmanagement bei strafbaren Handlungen essenziell ist
- Notfall- und Krisenreaktionsplan: Strukturierte Handlungsfähigkeit im Ernstfall
- Krisenreaktionsmanagement: Aufrechterhaltung & Eindämmung
- Organisatorische Elemente: Gremium, Zuständigkeiten, 1-1-1-1-Aktionsschema
- Beispielhafte Krisenszenarien mit Maßnahmen
- Weitere vorbeugende Maßnahmen: Wissen aufbauen, Krisen vermeiden
- Schnelle Reaktion im Ernstfall
Krisenmanagement bei strafbaren Handlungen: Notfallpläne, Sofortmaßnahmen und Prävention
Warum Krisenmanagement bei strafbaren Handlungen essenziell ist
Ein effektives Krisenmanagement ist ein zentrales Element der institutsinternen Sicherungssysteme gemäß §§ 25a und 25h KWG. Besonders bei betrügerischen Handlungen wie Korruption, Erpressung, Insiderhandel oder Datendiebstahl ist schnelles, strukturiertes Handeln gefragt. Fehlerhafte oder verspätete Reaktionen können zu massiven Reputationsschäden führen – oft gravierender als der finanzielle Erstschaden selbst.
Notfall- und Krisenreaktionsplan: Strukturierte Handlungsfähigkeit im Ernstfall
Der Notfall- und Krisenreaktionsplan dient der systematischen Abarbeitung aller relevanten Schritte nach dem Eintritt eines Schadensfalls. Er legt klare Verantwortlichkeiten, Abläufe und Kommunikationswege fest. Ziel ist es, Beweise zu sichern, Vermögensschäden zu begrenzen, Reputationsverluste zu verhindern und die Fortführung des Geschäftsbetriebs sicherzustellen. Besonders wichtig sind:
- De-/Eskalationsstrategien
- Verbindliche Arbeitsanweisungen
- Schnelle Aktivierung des Krisenteams
Krisenreaktionsmanagement: Aufrechterhaltung & Eindämmung
Das oberste Ziel: Der Notfall darf nicht zur Krise werden. Ein funktionierender Reaktionsplan stellt die Geschäftsfortführung sicher und enthält:
- Sofortmaßnahmen wie Freistellung, Beweissicherung, Kommunikationsmaßnahmen
- Mittelfriststrategien zur Vermögensrückgewinnung und Aufarbeitung
- Anpassung des Kontrollumfelds zur Vermeidung zukünftiger Vorfälle
Die Maßnahmen müssen dabei stets aktualisiert und auf die jeweilige Bedrohungslage angepasst werden.
Organisatorische Elemente: Gremium, Zuständigkeiten, 1-1-1-1-Aktionsschema
Die organisatorische Grundlage bildet ein zentrales Krisengremium, z. B. als „Task Force Betrug“ oder „Ad-hoc-Ausschuss“. Mitglieder sind typischerweise:
- Geldwäschebeauftragte/r
- Leiter/in Interne Revision, Recht, Kommunikation, Personal
- Bei Bedarf: Datenschutz, Vorstand, externe Berater
Empfohlene Struktur (1-1-1-1-Schema):
Zeitraum | Maßnahmen (Auswahl) |
---|---|
Tag 1 | Gremiumsaktivierung, Freistellung, Beweissicherung, Vorstandsinformation |
Woche 1 | Untersuchung starten, interne Kommunikation, arbeitsrechtliche Maßnahmen |
Monat 1 | Rückgewinnung, rechtliche Bewertung, Steuer- und Bilanzprüfung |
Quartal 1 | Analyse der Ursachen, Präventionsanpassungen, Risikobewertung |
Beispielhafte Krisenszenarien mit Maßnahmen
Basierend auf typischen Gefährdungslagen ergeben sich folgende praxisnahe Szenarien:
Korruption
- Risiko: Hohes Reputationsrisiko, häufig große Netzwerke
- Sofortmaßnahmen: Vollmachtsentzug, Strafanzeige, Asset Tracing
- Prävention: Compliance-Richtlinien, Vergabekontrollen, Hinweisgebersystem
Erpressung
- Risiko: Offenlegung sensibler Daten durch Mitarbeiter oder Dritte
- Sofortmaßnahmen: Kooperation mit Ermittlungsbehörden
- Prävention: Gebäudesicherheit, Zugriffsbeschränkungen, Clean Desk Policy
Insiderhandel
- Risiko: Vertrauenverlust, Aufsichtsverfahren
- Sofortmaßnahmen: Analyse von Mitarbeiterkonten, arbeitsrechtliche Konsequenzen
- Prävention: Sprachaufzeichnung, Funktionstrennung, Chinese Walls
Datendiebstahl
- Risiko: Geschäfts- und Betriebsgeheimnisse gefährdet
- Sofortmaßnahmen: Beweissicherung, Vermögensschutz
- Prävention: IT-Kontrollen, Verschlussregelungen, Need-to-know-Prinzip
Weitere vorbeugende Maßnahmen: Wissen aufbauen, Krisen vermeiden
Ein modernes Krisenmanagement beginnt lange vor dem Notfall:
- Monitoring externer Krisenthemen: Politik, Medien, Markttrends
- Analyse realer Betrugsfälle: intern und extern
- Informationspflichten für Fachbereiche: an zentrale Stelle für Betrugs- und Geldwäscheprävention
- Zentrale Wissensdatenbank: Fallanalysen, Frühindikatoren, Lessons Learned
Diese Maßnahmen fördern die Resilienz des Instituts und stärken die Risikoerkennung deutlich.
Schnelle Reaktion im Ernstfall
Ein wirksames Krisenmanagement ist kein einmaliges Dokument, sondern ein dynamisches System. Nur wer systematisch plant, organisiert, präventiv arbeitet und im Ernstfall schnell reagiert, kann strafbare Handlungen effektiv begrenzen und seine Organisation schützen.
Quellen: