Bundeslagebild Wirtschaftskriminalität 2023

Bundeslagebild Wirtschaftskriminalität 2023

Die Wirtschaftskriminalität in Deutschland zeigt 2023 ein widersprüchliches Bild: Die Zahl der registrierten Fälle ging stark zurück – gleichzeitig erreichten die durch Vermögensdelikte verursachten Schäden neue Höchstwerte. Besonders betroffen: Betrugsdelikte, Insolvenzvergehen und organisierte Anlagebetrugsmaschen im digitalen Raum. Das Bundeslagebild Wirtschaftskriminalität 2023 des Bundeskriminalamts (BKA) zeigt die wichtigsten Entwicklungen.


Rückgang bei Fallzahlen, Anstieg bei Schäden

Mit 38.925 Fällen wurden 2023 rund 46,8 % weniger Wirtschaftsdelikte registriert als im Vorjahr. Gleichzeitig stieg der finanzielle Schaden durch Wirtschaftskriminalität um 28,6 % auf rund 2,7 Milliarden Euro. Damit machten diese Delikte über 35 % des Gesamtschadens aller polizeilich erfassten Straftaten aus – obwohl sie nur 0,7 % aller Fälle ausmachten.


Vermögensdelikte im Fokus: Die größten Schadenstreiber

Insolvenzdelikte:

  • Fallzahl: +12,4 % (7.180 Fälle)
  • Schaden: 1,297 Mrd. Euro (+51 %)
  • Größter Einzelschaden unter allen Deliktsbereichen.

Betrug im Wirtschaftsbereich:

  • Rückgang um 66,4 % (18.092 Fälle)
  • Dennoch über 870 Mio. Euro Schaden
  • Typisch: organisierter Leistungsbetrug und Massenverfahren.

Abrechnungsbetrug im Gesundheitswesen:

  • Schaden: 199 Mio. Euro (+174,1 %)
  • Hauptverursacher: groß angelegte Betrugsmaschen durch Abrechnungen nicht erbrachter Leistungen.

Anlagebetrug & Pig Butchering: Neue Formen digitaler Täuschung

Ein wachsendes Phänomen ist der digitale Anlagebetrug, etwa über gefälschte Online-Trading-Plattformen. Besondere Aufmerksamkeit erhält das international verbreitete „Pig Butchering“:

  • Täter nutzen Fake-Profile auf Dating-Plattformen zur Kontaktanbahnung.
  • Geschädigte werden zu Investments (oft mit Kryptowährungen) gedrängt.
  • Integriert ist häufig ein zweiter Betrug durch fingierte „Rückholservices“ (Recovery Fraud).
  • Taten erfolgen arbeitsteilig über internationale Callcenter, Fake-Firmen und Zahlungsnetzwerke.

Digitale Tatmittel auf dem Vormarsch

Die Nutzung des Internets als Tatmittel stieg im Bereich Wirtschaftskriminalität 2023 erneut um 8,8 %. Besonders häufig betroffen: Betrugsdelikte (73 % der Fälle mit digitalem Bezug). Damit verschieben sich Vermögensdelikte zunehmend in den digitalen Raum – mit entsprechend höheren Anforderungen an IT-Sicherheit, Strafverfolgung und Prävention.


Fazit

Auch wenn die polizeilich bekannten Fälle sinken, bleiben Wirtschaftsstraftaten eine enorme Bedrohung für Unternehmen, Staat und Verbraucher. Das hohe Dunkelfeld, die Internationalisierung der Täterstrukturen und die digitale Professionalisierung machen sie zu einem Schwerpunkt der Kriminalitätsbekämpfung. Für Compliance-Verantwortliche, Ermittler und die Justiz bedeutet das: Prävention, Digitalisierung und internationale Kooperation sind wichtiger denn je.

Quellen:

https://www.bka.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/JahresberichteUndLagebilder/Wirtschaftskriminalitaet/wirtschaftskriminalitaetBundeslagebild2023.html

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